Mittwoch, 8. Februar 2017

Trainingsziel erreicht - Beziehung beschädigt

Mir fällt immer wieder auf, dass immer noch auf Trainingsmethoden zurückgegriffen werden, die die Beziehung zwischen Hund und Mensch außer Acht lassen.
Fühlt sich ein Hund wohl, so kann er Stress gut bewältigen. Wenn allerdings die Bezugspersonen, die einem Hund Sicherheit geben sollten, Dinge tun, die unangenehm, überwältigend oder brutal sind, so werden in einem Hund zwei vollkommen widersprüchliche Instinkte aktiviert. Zum einen der Fluchtreflex und zum anderen der Bindungsreflex, der besagt, dass man Schutz bei seiner Bezugsperson suchen soll.
Arbeitet man mit Doppelbotschaften, den sogenannten Double Binds, so ist das eine effektive Methode einen Hund gehorsam, allerdings auch, um einen Hund vollkommen zu verunsichern oder gar verrückt zu machen. Diese beiden folgenden Methoden werden auch beim Menschen angewendet, um ihn zu brechen oder auch um ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen.
• Man ändert ständig die Regeln, so dass man nie weiß, was richtig oder falsch ist
• Man sagt etwas, aber die Körpersprache drückt etwas Anderes aus
Bedient man sich also im Training Methoden, die den Hund einschüchtern und / oder verängstigen, so kann das für einen Hund existentiell bedrohlich wirken.
Dadurch muss der Hund seinen Energielevel ständig sehr hoch halten, d.h. der Kampf- und Fluchtmechanismus ist die ganze Zeit an, um schnell reagieren zu können. Diese Unruhe kann sich nicht nur in Hyperaktivität äußern, sondern auch in vielen anderen Symptomen. Einige Hunde können plötzlich nicht mehr alleine bleiben, andere wiederum bellen vermehrt, reagieren über oder explodieren förmlich bei Nichtigkeiten.


Welch ein Chaos, wenn ausgerechnet die Person, die einem Hund Schutz bieten sollte, die ist, die den Hund anbrüllt, runter drückt, am Halsband würgt oder andere Maßnahmen ergreift, die den Hund „gehorsam“ machen soll.
Eine sichere Methode zu erkennen, ob sich jemand dieser „unmenschlichen“ Methode bedient ist, dass sich jemand darüber lustig macht, dass man zu nett zu seinem Hund ist. Ein Hund der nur nett und freundlich behandelt wird, kommt vielleicht nicht, wenn man ihn ruft, macht alleine einen Ausflug oder er tut und lässt was ihm gefällt. Er ist einfach nur nicht gut trainiert. Aber er wird es niemals nötig haben, Formen der Aggression zu zeigen. Warum eine Tür eintreten, wenn sie ständig geöffnet ist.
Menschen kommunizieren zu 80 % über Körpersprache, 10-20 % gelten der Betonung, der Stimmlage und nur höchstens 10 % dem Inhalt unserer Worte. Da also ein Hund niemals in der Lage sein wird, den wirklichen Inhalt unserer Worte zu verstehen, sollten wir unser Augenmerk einmal mehr auf unsere Körpersprache und unsere Tonlage legen.
• Wie oft benutzen wir eine tiefe, knurrige Stimmlage und wollen aber, dass sich unser Hund uns nähert…
• Wie oft möchten wir einen Hund beruhigen und Ruhe in eine Situation bringen, und machen eher Stimmung mit unserer Stimme…
• Wie oft halten wir die Luft an und bauen Spannung auf, wollen aber, dass unser Hund ganz entspannt an Menschen oder Hasen vorbeiläuft…
• Wir möchten uns einem Hund freundlich nähern und zeigen, dass wir nett und freundlich sind, beugen uns aber über einen Hund und fassen mit der Hand auf den Kopf…
• Wir bringen einem Hund keine sauber aufgebauten Kommandos bei, reagieren aber verärgert, wenn er nicht tut, was wir wollen…
• Wir sagen nie, was wir gut und richtig finden, halten aber mit unserem Gemecker und Grenzen setzen nicht hinterm Berg…
Double Binds begegnen uns allen im täglichen Leben. Jedoch sollten wir bemüht sein, es besser zu machen und vor allem nicht wütend auf unser Gegenüber zu sein, nur, weil wir nicht klar und freundlich kommuniziert haben.
Führung sollte auf Empathie basieren und den Versuch, den Hund so sicher und freundlich durchs Leben zu begleiten.
Neue Wege zu lernen und umzusetzen ist anstrengend, aber es lohnt sich. Es wird Zeit umzudenken!

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster