Dienstag, 11. Oktober 2016

Wenn man ganz andere Pläne hat... Das ist LEBEN

Ein Jahr ist vergangen... und ich bin mir immer noch nicht sicher, wer hier wen aus dem Urlaub mitgebracht hat. Eigentlich nennt es sich ja Flugpate: man begleitet einen Hund aus dem Ausland und übergibt ihn bei der Ankunft in Deutschland seiner neuen Familie...oder war es doch anders herum :o)


Nachdem innerhalb eines halben Jahres meine beiden Hunde gestorben waren, wollte ich einfach nur weg... Ab in den Süden! 

Ganz unbedarft, nichts mehr von Hunden sehen und hören zu müssen, zumindest für eine Weile, flog ich nach Kreta - fest entschlossen, wider der Meinung von Freunden, Kollegen und Kunden, ohne Hund zurückzukommen, denn die Trauer und der Schmerz, verbunden mit dem Schock, wenn ein Hund plötzlich geht, schien noch zu groß. Ich wusste innerlich, dass schon etwas besonderes passieren müsste, damit ich mich nochmal auf das Abenteuer Hund einlassen würde...

Zu meiner Begeisterung sahen die Straßenhunde, die ich dort traf auch sehr gut aus, so dass für mich keinerlei Versuchung bestand, einen gesunden, entspannten Hund aus der Freiheit einzufangen und mitzunehmen. 



Aber trotz der Trauer gewann die Faszination und Leidenschaft für Hunde. Wohl wissend, dass es natürlich nicht allen Hunden so gut geht, bot ich meine Hilfe Vorort bei einer Tierschutzorganisation an und meldet mich außerdem noch für den Rückflug als Flugpate, so dass ich wenigstens eine andere Familie glücklich machen konnte. 

Gut erholt trat ich den Rückflug an...Dort wartete auch schon jemand auf mich, der mir Hund und Papiere für den Flug übergab. Komisches Gefühl, wenn dein Name und deine Adresse sowohl im Impfpass als auch auf den anderen Papieren steht, obwohl es ja gar nicht dein Hund ist ;o) 


Leni (*Mai 2015) von Frau Stephanie Küster


Da lag sie nun, zusammengekauert in ihrer Box: "Bitte, bitte, lass sie eine nette Familie haben..." 

Wer die Strapaze gesehen und miterlebt hat, die ein Hund über sich ergehen lassen muss, wenn eine Flugreise angetreten wird, wird wirklich nur noch im Notfall einen Hund fliegen lassen. In die Box, auf den Gepäckwagen, wieder runter, hoch auf die Waage, wieder runter usw. dazu die vielen Menschen, auf den Kofferanhänger rauf, neben das Flugzeug, rein in den Gepäckraum, der Lärm, das Nichtwissen, was überhaupt passiert... Dunkel und Laut, Rütteln und Schütteln, Rums! Landung in Stuttgart.

Hier holt man als Flugpate seinen Hund bei dem Sperrgepäck ab und hofft, dass alles gut gegangen ist. Nicht selten sind Transportboxen auch mal beschädigt, denn auch dem Personal, dass das Gepäck verlädt, fällt so eine Box auch schon mal zu Boden. Aber alles gut gegangen, zwei Augen blickten mich liebevoll und fragend an..."Bitte bitte, lass sie eine nette Familie haben!"

Unter Tränen wurden wir in Empfang genommen, so eine sympatische Familie, puh - alles bestens, dachte ich. Bis der Satz fiel:"Wir bringen sie jetzt ins Tierheim." WAAAAAAS!!!!!!!!!!

Kurz nach Luft ringend, Schwindelanfall, Schnappatmung...Das darf doch nicht wahr sein! Aber, aber, aber.... mein Tag war gelaufen und die Urlaubsstimmung dahin. 

Die Tierliebe hielt mich davon ab, etwas Unüberlegtes zu tun. Da ich die nächsten zwei Tage sowieso nochmal unterwegs sein sollte, und in meinem Leben ohne Hund, der ja gerade nur aus Terminen der Ablenkung bestand, eigentlich kein Platz für eigene Hunde war, fuhr ich nach schwerem Abschied nach Hause. 

Da Frauen bei Stress bekanntlich reden müssen, wurde sofort meine Freundin mit ihrem Hund zu einem Spaziergang überredet und berichtet. Ein Plan war gefasst,Termine geändert, der Hund muss zu mir! Nur das Tierheim war am Wochenende geschlossen, also warten auf Montag...



Völlig erschöpft und zerzaust, saß Leni am Montag, den 12. Oktober 2015 um die Mittagszeit bei mir im Auto und es ging nach Hause. 


Willkommen Daheim!

Mit hunde-freundlichen und überglücklichen Grüßen, dass das Leben manchmal so ist wie es ist, Stephanie Küster