Kommt ein Hund in unser Zuhause, sollten wir von Anfang an einen Plan haben, was uns im Zusammenleben mit unserem Hund wichtig ist. Oberste Priorität sollte natürlich sein, dass ein Hund niemals sich und andere gefährdet!
Daher sollte man Training nicht mit guter Erziehung verwechseln.
Verlange ich z.B. von einem Hund, in jeder Situation das Kommando "Sitz", so mache ich den Hund zum Objekt menschlicher Erziehungsmaßnahmen, was die Verbindung zwischen Mensch und Hund unterbricht. Und dies aktiviert im Hirn die gleichen Netzwerke, als ob richtige Schmerzen zugefügt werden. "Prof. Dr. Gerald Hüther" Der Mensch ist dann nur noch damit beschäftigt, wie er den Hund kontrollieren kann und der Hund, wie er am besten aus der Nummer raus kommt oder aufgibt. Dabei sind Hunde durchaus in der Lage, selbständig friedliche Lösungen zu finden, so dass es für alle Beteiligten angenehm ist.
Wenn ich nur darauf bedacht bin, ein bestimmtes Kommando durchzuführen, würde das bedeuten, dass die Gefühle eines Hundes kaum Beachtung finden. Dabei wäre es viel sinnvoller, seinen Hund erst einmal so gut wie möglich kennen zu lernen und zu gucken,welche Handlungen ein Hund von sich aus anbietet. Hunde kooperieren sehr gerne mit uns Menschen, denn nur aus diesem Grund haben sie sich freiwillig dem Menschen angenähert.
Der einzige Grund, warum Hunde nicht mehr mit uns kooperieren wollen liegt daran, dass sie zu lange kooperiert haben, aber ein emotionales Grundbedürfnis nicht erfüllt wurde oder lange Zeit Bedürfnisse zurückgestellt werden mussten. Dadurch können sich Gefühle anstauen, die sich dann meist auf einen auftretenden äußeren Reiz entladen.
"Von einer Störung der Impulskontrolle spricht man, wenn ein Individuum unter einem unangenehmen Anspannungszustand leidet und diesen mit einem impulsiven Verhalten auflöst. Diese impulsiv ausgeführte Handlung führt zu einem kurzzeitigen Nachlassen der Anspannung."
Bevor man also mit irgendeiner Form des Trainings beginnt, sollte man seinen Hund kennen lernen, heraus finden, warum ein Hund unter Anspannung leidet, Lösungen suchen, und seinem Hund zeigen, dass er uns vertrauen und sich auf uns verlassen kann.
Impulskontrolle bedeutet nicht, jemanden absichtlich zu provozieren, um dann zu erwarten, dass er seine Gefühle kontrolliert. Das ist schlichtweg gemein und fördert nur noch mehr zu Stress und Frust. Kommandos sollten dazu da sein, einem Hund aus einer Situation heraus zu helfen und nicht, um ihn in eine für ihn unangenehme Situation hineinzubringen.
Gerade junge Hunde sind oftmals so fasziniert von etwas, oder in der Pubertät durch die Umstruckturierung des Gehirns mit sich selber beschäftigt, dass man in dieser Zeit einfach nur gute Management Maßnahmen benötigt, um entspannt und sicher durch den Alltag zu kommen.
Der Neurobiologe Bruce D. Perry machte die Beobachtung, dass Stress auslösende Erfahrungen - vor allem, wenn sie in frühen Jahren auftreten- das Gehirn von Jungtieren verändern können. Zahlreiche Tierstudien erbrachten Nachweise dafür, dass selbst scheinbar geringfügiger Stress in frühen Jahren einen dauerhaften Einfluss auf die Architektur und Chemie des Gehirns, und damit auf das Verhalten, ausübt.
Es hat oftmals den Anschein, dass Hundetraining dazu beiträgt, Verhalten zu verändern, aber oftmals werden nur unerwünschte Verhaltensweisen besser umgangen oder Impulse kontrolliert, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Dies geht in der Regel so lange gut, solange der Mensch mit seiner vollen Aufmerksamkeit dabei ist, um rechtzeitig zu reagieren. Mit Vertrauen und freundlich erlernten Verhalten hat das jedoch überhaupt nichts zu tun.
Hunde sind hoch empathische Wesen, die mit ihrer Bezugsperson emotional eng verbunden sind.
Verändern wir uns, ändert sich auch der Hund!
Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster